MODULE EINES USI-MASTERS EIGNEN SICH FÜR IMAM-STUDIUM - Imam Jelassi - Tessiner Zeitung

Der erste in Europa geschulte Imam der Schweiz glaubt, dass im Westen tätige Geistliche eine europäische Ausbildung brauchen


An Schweizer Universitäten sollen künftig islamische Theologen (Imame) ausgebildet werden. Diesen Beschluss fassten Vertreter von Hochschulen, Bundesverwaltung und muslimischen Gemeinschaften letzte Woche an einer Tagung in Bern. Auch der im Tessin tätige Imam Samir Radouan Jelassi nahm, als einziger Repräsentant der Muslime der italienischen Schweiz, teil. Er ist Mitglied einer zehnköpfigen Arbeitsgruppe, die sich seit Ende 2010 mit der Frage einer Ausbildung in islamischer Theologie in der Schweiz auseinandersetzt. In dieser Arbeitsgruppe sind Mitglieder von Universitäten, Bundesstellen wie auch Muslime vertreten.

Imam Jelassi steht hinter einer aus einer partnerschaftlichen Initiative der muslimischen Gemeinschaft und des Staats entstandenen Imam-Ausbildung: “In ihren Heimatländern ausgebildete Imame treffen in der Schweiz auf neue Herausforderungen. Sie bewegen sich hier in einer anderen Wirklichkeit und müssen neue soziale und kulturelle Aufgaben wahrnehmen und den interreligiösen Dialog führen. Ein Imam in der Schweiz müsse mit Konflikten zwischen eingewanderten muslimischen Eltern und ihren Kindern vermitteln können und bei gemischt-religiösen Ehen Rat wissen. Er selbst habe durch sein Studium der interkulturellen Kommunikation an der Universität der italienischen Schweiz (USI) seinen Horizont erweitert.

Eine in die universitären Strukturen eingebettete Ausbildung, wie es sie beispielsweise bereits an der Universität Tübingen in Deutschland gebe, könnte den Imamen in der Schweiz helfen, mit diesen neuen Herausforderungen im Schweizer Kontext zurechtzukommen. Eine solche Ausbildung an der USI würde insofern Sinn machen, meint Imam Jelassi, als dass einige Module des Masters in interkultureller Kommunikation auch für die Imam-Ausbildung genutzt werden könnten. Doch im Tessin stelle sich das Sprachproblem. Imam Jelassi könnte sich einen Studiengang auf Englisch oder Französisch vorstellen, doch sei es noch zu früh, um ernsthaft über die Ortswahl zu diskutieren.

von Martina Koblela, Tessiner Zeitung, 22.03.2013

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